Aus gesundheitlichen Gründen des Präsidenten Karl Rosenfelder übernimmt Leandro Rosenfelder dessen Funktion bei der Stiftung Pro Huancarani ad interim, sodass eine uneingeschränkte Weiterführung der Stiftungstätigkeit gewährleistet ist.
Leandro Rosenfelder ist seit 2016 Mitglied des Stiftungsrats von Pro Huancarani und war in der Vergangenheit mehrere Monate als Volontär für die Stiftung in Bolivien vor Ort tätig. Somit ist er dem Tätigkeitsfeld der Stiftung und dem Projekt bestens vertraut.
Wir danken Leandro Rosenfelder herzlich für seine Bereitschaft und hoffen auf eine rasche Genesung von Karl Rosenfelder.
Der schwierigen Corona-Situation zum trotz kann die Stiftung auf diverse Erfolge im bisherigen Jahr 2021 zurückblicken (Stand November). Nachfolgend die wichtigsten Punkte als Überblick:
Bildung und Berufsbildung
Wegen der Pandemie wird sowohl in den Werkstätten für Holz- und Metallbearbeitung als auch in der Schule in Kleingruppen gearbeitet. Aufgrund der zeitlichen Verteilung der Kleingruppen kamen mit Ausnahme der Lockdowns aber ähnlich viele Lehrlinge und Schüler in den Genuss der Ausbildungsprogramme wie vor der Pandemie.
Als wichtigster Auftrag der Schule wurde die Aufgabenhilfe mit Ausnahme des staatlichen Lockdowns fortgeführt. Überdies konnte die Schüler einen Teil des Stoffes trotz geschlossenen staatlichen Schulen per Fernunterricht aus der Stiftungsschule bearbeiten.
Auswärtige Aufträge in den Werkstätten werden reduziert und nur mit strengen Schutzmassnahmen durchgeführt.
Daneben konnten in den zusätzlichen Schulzimmern abends die Alphabetisierungskurse grösstenteils fortgeführt werden.
Landwirtschaft
Zwei Gewächshäuser (je 200m2) schützen die Kulturen vor dem zusehends unberechenbaren Klima mit extremen Gewittern und Hagelschlag. Die Bodenqualität wird ständig verbessert. Bewährt hat sich hier Orujo, der Trester aus einer Weinkelterei.
Zur verbesserten Versorgung mit Proteinen haben die Bauarbeiten für eine „Cuyera“ (Meerschweinchenzucht) begonnen. Im Andenraum sind Meerschweinchen traditionelle Proteinlieferanten. Flankierend dazu ist der Bau von aquaponischen und hydroponischen Gewächshäusern (Kombination Nahrungsmittelproduktion und Proteinproduktion in einem natürlich Zyklus) fast abgeschlossen.
Bauarbeiten Meerschweinchenzucht (“Cuyera”) und Gewächshaus zur Nahrungsmitteldiversifikation und Proteinproduktion; Orujo zur Verbesserung der Bodenqualität
Medizin & Zahmedizin
Die neu verpflichtete Physiotherapeutin hat erste Patienten therapiert. Die Wartelisten sind sehr lang. In diesem Bereich waren die Corona-Massnahmen (v.a. Lockdown) besonders spürbar.
Zahnbehandlungen konnten in der ersten Jahreshälfte nur bei schweren Fällen durch einen bolivianischen Zahnmediziner durchgeführt werden, da das deutsche Personal wegen der Covid Restriktionen über längere Zeit nicht einreisen durfte. Seit Ende August ist die Zahnarztpraxis wieder durchgehend mit deutschen Zahnärzten unserer Partnerstiftung FCSM besetzt.
Im allgemeinmedizinischen Bereich wurde neben der Grundbetreuung vorwiegend auf präventive Massnahmen für die Pandemie und Impf- sowie Informationskampagnen gesetzt.
Erste Physiotherapiebehandlung
Allgemeine Infrastruktur und Infrastrukturausbau
Nach über 10 Jahre seit dem Bau fallen an den Gebäuden nicht zuletzt wegen des extremen Klimas vermehrt Unterhaltsarbeiten an.
Im Landwirtschaftsbereich ist das Wärterhaus bezugsbereit und die Metallstruktur der neuen Gewächshäuser sowie der Meerschweinchenzucht stehen.
Auf dem Dach wurden Photovoltaikpaneele montiert, die noch auf das lokale Stromnetz warten.
Die erfolgreiche Landwirtschaft benötigt zusehends mehr Wasser. Die Projektleitung hat zusammen mit vier Nachbarn einen neuen Brunnen mit einem sehr guten Zufluss erstellt. Das zusätzliche Wasser sollte den gestiegenen Wasserbedarf längerfristig decken.
Klimaschäden, Photovoltaikanlage und nötige Unterhaltsarbeiten bei Praxisgebäude (vor Durchführung)
Recyclingmassnahmen
Um das Recycling zu optimieren stehen PET Entsorgungsstellen, ein Ofen für Papier- und Kartonverbrennung und ein grosser Kompost zur Verfügung. Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv.
Bau Kompostieranlage, Ofen für Papier-/Kartonentsorgung, PET-Entsorgung
Im Bereich Landwirtschaft wurde 2018 die Vielfalt, Menge und Qualität der produzierten Nahrungsmittel dank eines hagelsicheren Gewächshauses verbessert. Mit 200 Quadratmetern Anbaufläche verteilt auf 6 Hochbeete trägt diese Erweiterung nicht nur zur Nahrungsmittelproduktion bei, sondern wird auch von der Schule für Lehrgänge zum Gemüseanbau für Kinder und Erwachsene genutzt.
Neben dem Gemüseanbau im Gewächshaus wird die Nahrungsmittellage durch das gemeinsam bewirtschaftete Feld mit Kartoffel und Maisanbau sowie durche weiteren Anbauflächen mit Sellerie, Zwiebeln, Karrotten, Salat usw. gesichert.
Bodenverbesserung durch eigenen Kompost im Früjahr 2018
Broccoli und Kohl vor der Ernte im September 2018
Kinder beim Bewässern ihrer Beete
Aussaat von Mais im Frühjar 2018
Salaternte Juli 2018
Zwiebelernte August 2018
Grossansicht des Gewächshauses Anfang Juli 2018
Gesundheit & Zahnmedizin
Prävention Chagas-Krankheit
Die Chagas-Krankheit entwickelt sich regional rasant weiter. Pro Huancarani bemüht sich mittels Infoveranstaltungen und ärztlicher Grundversorgung, um die Früherkennung und sofortige Behandlung der Krankeheit während der ersten Phase.
Erweiterung der zahnärztlichen Versorgen um Dentalhygiene
Die zahnärztlichen Versorgung in Partnerschaft mit FCSM mit bereits über 3000 behandelten Patienten entwickelt sich weiterhin sehr erfreulich. Um die Zahnärzte zu entlasten, werden sie seit Anfang dieses Jahres durch Dentalhygienespezialisten in einem separaten Behandlungsraum unterstützt. Nach wie vor legt die Stiftung grossen Wert auf Zahnprophylaxe bei Kindern.
Physiotherapie
Im Bereich Gesundheit hat sich das Projekt neben der bereit in den letzten 3 Jahren etablierten ärztlichen Grundversorgung zusätzlich auf Anraten der Ärzte auf Physiotherapie fokussiert. Diese Massnahme zur Verbesserung der Lebensqualität für Ältere wird in Partnerschaft mit der Organisation “Para la Edad” aus dem nahegelegenen Sipe Sipe durchgeführt.
Milchversorgen gegen Calciummangel
Bei Kleinkindern wurde ein erheblicher Calciummangel diagnostiziert. Daher engagiert sich das Projekt seit diesem Jahr in Form von Milchpulverabgaben, weil Lagermöglichkeiten für Milch in den privaten Haushalten fehlen.
Infoveranstaltung Chagas Krankheit und Chagas-Schnelltest
Dentalhygieneinstallationen
Neuer Raum für Physiotherapie vor Inbetriebnahme April 2018obligatorische Zahnprophylaxe nach der Schule am NachmittagAbgabe von Milchpulver aufgrund Calciumangels bei Kleinkindern
Ausbildung und Bildung
Lehrlingsausbildung in Metall- und Holzbearbeitung
Die Schreinerei und Schlosserei beschäftigen wie bereits in den letzen beiden Jahren 8-10 Lehrlinge als Ausbildungsbetrieb mit Fokus auf eine spätere Berufspraxis. Das am Ende der zweijährigen Lehre ausgestellte Diplom ist staatlich anerkannt und erhöht die Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich.
Schulbildung
Die Schule unterrichtet dank zusätzlicher Hilfe von europäischen Volontären inzwischen bis zu 50 Kinder und geniesst in der Umgebung einen sehr guten Ruf.
Das Ausbildungsangebot wird seit diesem Jahr zusätzlich durch Unterricht im Gemüseanbau und einfachem Werkunterricht ergänzt. Überdies werden wie bereits im Jahr 2017 den etwas älteren Schülern in Kooperation mit der lokalen Schule grundlegende Informatikkenntnisse wie Tastaturschreiben oder Tabellenkalkulation (Excel) vermittelt.
Die Nachhaltigkeit der Schulbildung im Projekt zeigt sich auch in der langfristigen Betrachtung deutlich. Leistungen an den Staatsschulen werden durch die Fördermassnahmen der Stiftung kontinuierlich und messbar verbessert, sodass auch die Berufsperspektiven im Allgemeinen steigen. So ist unter den Abgängern der Schule beispielsweise auch eine Medizinstudentin vertreten.
Lehrlinge bei der Arbeit
Schulbildung
Basisunterricht Informatik
Werkraum für Schüler nach Fertigstellung Oktober 2018
Schulabgängerin im ersten Semester des Medizinstudiums
Unterstützung durch europäische Volontäre im Schulunterricht
Das Gesundheitszentrum der Stiftung deckt seit der Inbetriebnahme der Arztpraxis im Mai 2016 auch die allgemeinmedizinische Grundversorgung weitestgehend ab. Ein lokales Ärzteteam führt vorerst einmal pro Woche ärztliche Untersuchungen durch, je nach Bedarf soll die Versorgung in Zukunft ausgeweitet werden.
Lokales Ärzteteam, 1x pro Woche stationär vor Ort
Gesundheit – zahnärztliche Versorgung
Im Bereich Gesundheit florieren insbesondere die von FCSM durchgeführten zahnärztlichen Untersuche, wobei auch das zahntechnische Labor inzwischen den Betrieb vollständig aufgenommen hat. Erfreulich stimmt auch, dass mit bereits über 1300 behandelten Patienten nicht mehr auf eine digitale Archivierung der Patientenakten verzichtet werden kann.
Zahntechniker bei der Arbeit
Unterricht Dentalhygiene
Werkstätten
In den Holz- und Metallbearbeitungswerkstätten werden zurzeit 9 Lehrlinge ausgebildet. Mit dem Gewinn aus den zu marktüblichen Preisen verkauften Produkten wird ein Teil der Betriebskosten abgedeckt.
Auslieferung und Montage eines Grills aus Eigenproduktion
Grosszügige Spende von HILTI
Ernährung
Im Bereich Ernährung liegt der Fokus weiterhin auf der Grundversorgung und der Ernährungslehre. Dank des 85m tiefen Brunnens und der so ermöglichten Bewässerung fiel die Gemüse-, Mais- und Kartoffelernte trotz Dürre zufriedenstellend aus.
Anhaltende Trockenheit macht der Region Cochabamba zu schaffen
Der uralte Laster hat den Geist aufgegeben und musste ersetzt werden. Das neue Modell ist robust und anspruchslos im Service. Unsere Werkstätten und die Landwirtschaft sind nicht mehr von unzuverlässigen Mietlastern zu schamlos überhöhten Preisen abhängig.
Im Rahmen der Ernährungsberatung finden im Gemeinschaftszentrum die ersten Kochkurse statt, die gut besucht werden. Der Fokus liegt auf einer vollwertigen und gesunden Ernährung, die traditionelle Küche und neue Elemente (Gemüse) kombiniert.
Die Lehrlinge in der Schreinerei besuchen die Ausbildungsmodule regelmässig und machen gute Fortschritte. Sie arbeiten daneben auch in der Produktion mit und sind bei der Montage von Türrahmen und Türen dabei.
Die zahnmedizinische Versorgung funktioniert dank der Zusammenarbeit mit dem FCSM reibungslos. Neben den rund 700 Kindern in 19 Monaten lassen sich auch vermehrt Erwachsene behandeln.
In der Schlosserwerkstatt wird nach wie vor Maschendrahtgitter produziert. Gleichzeitig werden die Werkzeuge für den Unterricht vorbereitet.
Die Auszubildenden machen sich mit der Infrastruktur der Schreinerwerkstatt bekannt und stellen einfache Gegenstände nach Anleitung her.
Einer der Jungs hat einen Charango gefertigt. Bloss die Einteilung auf dem Griffbrett und die Saiten fehlen noch. Parallel zu solchen Aktivitäten läuft die Möbelproduktion, bei der die Auszubildenden bereits mitarbeiten dürfen.
Momentan wird am Mobiliar für die Wohnung der Zahnärzte und der Volontäre gearbeitet. Der Kleiderschrank ist bereits abholbereit.
Im Januar und Februar gab es aussergewöhnlich starke Niederschläge mit grossen Überschwemmungen wie zum Beispiel in Capinota. Auch in unserer Region beeinflussten die riesigen Wassermassen den Alltag und verlangsamten die Arbeitsabläufe, sodass verschiedene Teilprojekte im Rückstand sind.
Auf dem Flachdach des Wärterhauses beim Zentrum wird eine zusätzliche Wohnung gebaut, damit neben den Volontären auch die Zahnarztteams des FCSM untergebracht werden können.
Auch die Montage des Zauns um das Gemeinschaftsland hat sich wegen des durchtränkten Bodens verzögert. Beim Anschweissen des Maschendrahtgeflechts an die Zaunpfosten machen sich die Schwankungen in der provisorischen Stromzufuhr negativ bemerkbar.